Befragung der niedersächsischen Aidshilfen zur Prävention im MSM-Bereich

Durchführungszeitraum
-
Durchführungsort
Niedersachsen

1. Einrichtung/en

Niedersächsische AIDS-Hilfe Landesverband e.V. (NAH)
und ihre Mitgliedsorganisationen (MO)
www.niedersachsen.aidshilfe.de
Deutsche AIDS-Hilfe e. V.
www.aidshilfe.de
hin und wech - Schwule lieben in Niedersachsen (huw)
www.hin-und-wech.de
Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen (VNB)

2. Autor/innen

Imke Schmieta
Dr. Hella von Unger
Andreas Paruszewski

3. Wissenschaftliche Begleitung

Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB); Forschungsgruppe Public Health, Berlin www.wzb.eu

4. Präventionsmaßnahme, die qualitätsgesichert wurde

HIV-Prävention im MSM – Bereich in Niedersachsen (Angebote der Aidshilfen).

5. Zielsetzung der Qualitätssicherung

Im Rahmen eines zweijährigen Qualitätsentwicklungsprozesses sollte die aktuelle Situation der HIV-Präventionsangebote von niedersächsischen Aidshilfen für die Zielgruppe MSM erfasst werden, um eine Analyse der Stärken und Schwächen zu ermöglichen.

6. Worin bestand der Nutzen der Qualitätssicherung?

Die NAH hat im Frühjahr 2008 beschlossen, die Qualität der HIV-Prävention für MSM in Niedersachsen (weiter) zu entwickeln. Die Befragung der Mitgliedsorganisationen (MO) ist ein erster Baustein eines zweijährigen Qualitätsentwickungsprozesses. Die Befragung ermöglichte einen Überblick über die Angebote der Aidshilfen im MSM-Bereich. Die Ergebnisse der Befragung lieferten eine Grundlage, auf der eine erste Analyse der Stärken und Schwächen der HIV-Prävention für MSM in Niedersachsen durchgeführt werden konnte (siehe Ergebnisbericht und Beschreibung der Fachtagung unten). Es wurde deutlich, dass teilweise Kooperationen zwischen MO und der landesweiten Präventionsinitiative hin und wech ausbaufähig sind und diese Doppelstruktur zum Teil als problematisch angesehen wird. Es zeigte sich jedoch, dass auch die Angebote von hin und wech erfasst werden müssen, um ein vollständigeres Bild der Situation in Niedersachsen zu haben. Geplant ist, bis 2011 eine Neuausrichtung der HIV-Prävention für MSM in Niedersachsen zu entwickeln.

Die Qualitätssicherung hat Nutzen gebracht für
die eigene professionelle Entwicklung
die praktische Präventionsarbeit

7. Methodisches Vorgehen

Um einen Überblick über die aktuelle Situation der HIV-Prävention für MSM in Niedersachsen zu gewinnen, wurde ein Fragebogen von der NAH in Absprache mit dem Facharbeitskreis Prävention im schwulen Bereich entwickelt (siehe Fragebogen). In diesem Arbeitskreis sind die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Aidshilfen und der hin und wech – Koordinator vertreten. Dieser Fragebogen wurde im Mai 2008 an die MO der NAH versandt. Die Daten wurden von dem huw – Koordinator Andreas Paruszewski ausgewertet, wissenschaftlich beraten durch Dr. Hella von Unger (WZB). Die Ergebnisse der Befragung (siehe Auswertungsbericht) wurden auf einer Fachtagung am 8. November in Hannover diskutiert.

Am 8. November 2008 fand auf Einladung der NAH und des Vereins für Niedersächsische Bildungsinitiativen (VNB) in Hannover eine Fachtagung statt, auf der die Stärken und Schwächen der HIV-Prävention für MSM in Niedersachsen analysiert wurden. Eingeladen waren die MO der NAH, interessierte Kooperationspartner/innen und ausgewählte Personen, die einen fachlichen "Blick von außen" einbringen. Auf der Veranstaltung wurden die Ergebnisse der Befragung diskutiert, gemeinsam Schlussfolgerungen gezogen und zukünftige Handlungsfelder definiert. Eine Kommission, die der Vorstand der NAH im Frühjahr einberuft, wird darauf aufbauend eine Strategie und entsprechende Maßnahmen entwickeln.

8. Ergebnisse der Qualitätssicherung

Die Mitgliedsorganisationen (MO) des Landesverbandes der Niedersächsischen Aidshilfen (NAH) wurden zu Angeboten der HIV-Prävention im schwulen/MSM Bereich befragt. Dreizehn MO haben an der Befragung teilgenommen. Die Ergebnisse zeigen, dass nicht alle MO zielgruppenspezifische HIV-Prävention für MSM in Niedersachsen anbieten. Gründe für das Nicht-Vorhandensein von Angeboten sind
a) mangelnde Kapazitäten und Ressourcen,
b) Konkurrenz zwischen Anbietern und
c) mangelnde Nachfrage bzw. Wirkungslosigkeit bisheriger Angebote.

Der Umfang von Angeboten und Nachfrage variiert stark zwischen den MO, die HIV-Prävention für MSM anbieten. Das geschätzte Stadt-Landverhältnis der Angebote liegt im Durchschnitt bei 80% (Stadt) zu 20% (Land).

Neben den "klassischen" Formen der Prävention (Verteilung von Material, Veranstaltungen und Aktionen an sexuellen Orten und in der schwulen Szene, Beratungssituationen in persönlichen Gesprächen und am Telefon) ist das Internet mittlerweile ein gängiger Ort für Präventionsangebote.
Wünsche und Anregungen der teilnehmenden MO in Bezug auf HIV-Prävention für MSM in Niedersachsen umfassen erhöhte Fördermittel, eine verbesserte Zusammenarbeit mit hin und wech und eine konstruktive Diskussion im Landesverband.

9. Erfahrungen und Tipps

Im Nachhinein würden wir nicht nur die niedersächsischen Aidshilfen, sondern auch die Regionalkoordinatoren von hin und wech befragen, um ein vollständigeres Bild der Situation der HIV-Prävention für MSM in Niedersachsen zu haben.
Auf der Fachtagung stellte sich heraus, dass manche Fragen im Fragebogen unklar waren bzw. von den teilnehmenden Aidshilfen unterschiedlich verstanden und beantwortet wurden. Der Fragebogen könnte z.B. in folgender Hinsicht verbessert werden:

Frage 1.2 Wie viele Orte werden von der AH mit Medien versorgt (Broschüren, Flyer, u.a.)?
Eine Unterteilung zwischen "Orte der les-bi-schwulen Szene" und "Orte mit schwulem Publikum" könnte sinnvoll sein, um das lokale Ausgehverhalten der Zielgruppe besser abbilden zu können.

Frage 1.3 Wie hoch schätzt ihr den Anteil eurer Prävention ein: Land / Stadt?
Gerade in kleinen Städten ist die Unterteilung zwischen Land und Stadt schwierig.

Frage 2.3 Angebote der Beratung für Schwule
Der Begriff "Beratung" muss genauer definiert und gegenüber dem Infogespräch abgegrenzt werden.

Frage 2.5 Welche Szene-Gruppen wurden erreicht?
Um auch Männer, die keiner Szene-Gruppe zuzuordnen sind, erfassen zu können, sollte statt nach "Szene-Gruppen" nach "Zielgruppen" gefragt werden. Da die Frage offen formuliert war und es keine vorformulierten Antwortkategorien gab, sind die Antworten nur schwer vergleichbar.

Frage 3. Welchen Umfang nimmt die Prävention im schwulen Bereich bei euch ein?
Die vorgegebenen Antwort-Kategorien waren nicht differenziert genug, was man daran erkennen konnte, dass der Bereich "Sonstiges" sehr groß ausgefallen ist. Außerdem gab es Fragen dazu, was unter "Geschäftsführung" fällt und was nicht. In einer zukünftigen Befragung wären folgende zusätzliche Antwortkategorien sinnvoller: "Allgemeinprävention", "Öffentlichkeitsarbeit/Internet", "Arbeit mit Ehrenamtlern / Praktikanten", "Fundraising", "Verwaltung" und "Sonstiges". Durch die Aufschlüsselung könnte "Geschäftsführung" als eigener Bereich evtl. weggelassen werden.

Frage 4.4 Falls es Kooperationen mit anderen Gruppen gibt, welche sind diese?
Wenn gefragt wird, mit welchen Gruppen zusammengearbeitet wird, wird die "nie" - Zeile überflüssig.

Insgesamte Empfehlung:
Um eine wissenschaftliche Begleitung optimal zu nutzen, sollte diese schon frühzeitig einbezogen werden, d.h. schon in der Planung und Durchführung einer Befragung. Außerdem könnten Software-Tools (wie z.B. Grafstat, siehe links und weiterführende Literatur bei der Methodenbeschreibung "Blitzbefragung) unterstützend eingesetzt werden. Diese Software hilft dabei, einen Fragebogen zu gestalten und die Daten aufzubereiten und auszuwerten.
Der Arbeitsaufwand, der bei der Aufbereitung und Auswertung der Daten entsteht, sollte nicht unterschätzt werden.

Dieses Praxisbeispiel gehört zu den Kapiteln: