Überprüfung der Umsetzung der hin und wech-Präventionskampagne

Realisation period
-
Location of realisation
Niedersachsen

1. Einrichtung/en

hin und wech - Schwule lieben in Niedersachsen
www.hin-und-wech.de

2. Autor/innen

Andreas Paruszewski
Stefan Sorkalla
Jean-Luc Tissot
Hella von Unger

3. Wissenschaftliche Begleitung

Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB); Forschungsgruppe Public Health, Berlin www.wzb.eu

4. Präventionsmaßnahme, die qualitätsgesichert wurde

Die hin und wech -Präventions-Kampagne "PartnerLust" richtet sich niedersachsenweit an schwule Männer und Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). Sie zielt darauf ab, die Botschaft zu vermitteln, dass Beziehungen keinen automatischen Schutz vor HIV und Aids bieten. Im Zentrum der Kampagne stehen fünf Postkarten- und Plakatmotive, die im Zeitraum von Juni 2006 bis Ende 2007 entwickelt und verteilt wurden (Postkarten- und Plakatmotive "Bondage", "Wanne", "Trauung" siehe Anhang). Die Kampagne wurde von verschiedenen Vorort-Aktionen begleitet.

5. Zielsetzung der Qualitätssicherung

Wir wollten die Qualität unserer HIV-Präventionskampagne "PartnerLust" sichern. Erst hatten wir überlegt, die Wirkung der Kampagne auf die Zielgruppe zu überprüfen, aber dann haben wir uns entschieden, den Schritt davor - die Verteilung des Postkarten und Postermaterials durch die Regionalkoordinatoren zu dokumentieren und zu evaluieren. Durch diese Überprüfung der Umsetzung wollten wir die Arbeit der Regionalkoordinatoren besser abbilden und überprüfen, ob wir unsere eigenen Ziele erreichen.

6. Worin bestand der Nutzen der Qualitätssicherung?

Die Qualitätssicherung war in mehrerer Hinsicht für uns nützlich. Die Auseinandersetzung mit der ZiWi-Methode hat uns geholfen, die Ziele unserer Kampagne klarer zu fassen. Auch sonst stellen wir uns jetzt häufiger die Frage: "Welches Ziel verfolgen wir damit?" und achten darauf, dass unsere Ziele realistisch sind (SMART Kriterien entsprechen).

Das Dokumentationsverfahren, das wir entwickelt haben, hat unsere Aufmerksamkeit auf die alltägliche Arbeit der Regionalkoordinatoren gelenkt. Deren Arbeit wird nun besser abgebildet und die zum Teil erheblichen Unterschiede zwischen den verschiedenen Regionen in Niedersachsen und zwischen Stadt/Land treten durch die Dokumentation und unsere Auswertungsgespräche deutlicher hervor. Gleichzeitig ist uns klar, dass die Aussagekraft der Zahlen, die wir mit den Bögen erheben, begrenzt ist. Der eigentliche Nutzen besteht in den Erkenntnissen und Ideen, die bei unserer Diskussion über das Ausfüllen und die Ergebnisse der Dokumentationsbögen anfallen. Zum Beispiel ist uns bei den Zahlen zum "Trauungs- oder Hochzeit" -Motivs (siehe Anhang) in der Auswertung aufgefallen, dass bei diesem Motiv unser "Peer-Ansatz" besonders gut funktioniert hat: Für dieses Motiv haben wir ein schwules Paar aus Lüneburg fotografiert, das sich stark mit dem Motiv identifiziert und bei der Verteilung des Materials in der ländlichen Region mitgewirkt hat (z.B. durch das Aufhängen des Posters in einem Friseurladen etc.). Dadurch wurden die Postkarten und Poster um ein vielfaches häufiger verteilt als andere Motive, bei denen kein persönlicher Bezug zu den abgebildeten Personen bestand. Das zeigt uns: Es lohnt sich, Männer aus den lokalen Zielgruppen in die Prävention einzubinden!

Die Qualitätssicherung hat Nutzen gebracht für
die eigene professionelle Entwicklung
die Zusammenarbeit im Team

7. Methodisches Vorgehen

Wir haben zunächst die Ziele und angenommenen Wirkungswege der PartnerLust-Kampagne mithilfe der ZiWi Methode geklärt. Dann haben wir zwei mögliche Fragestellungen für die Evaluation entwickelt: a) "Erreicht die Kampagne die Zielgruppe?" (Evaluation der Implementierung) und b) "Wir wirkt die Kampagne auf die Zielgruppe?" (Evaluation der Wirkung). Wir haben uns für die erste Fragestellung entschieden und einen Bogen entworfen, mit dem wir die Aktivitäten der hin-und-wech-Regionalkoordinatoren, die das Material (Poster und Postkarten) jeweils in ihrer Region verteilen, zu dokumentieren (Bogen siehe Anhang).

In den folgenden Monaten haben wir den Dokumentationsbogen bei drei Motiven angewendet. Die Regionalkoordinatoren haben ihre Daten dem Landeskoordinatoren übermittelt, der sie in Excel zusammengefasst hat. Auf einem anschließenden Treffen haben wir diese Zahlen gemeinsam ausgewertet.

Welche Methode(n) dieser Plattform wurden angewandt?
Angeleitete Arbeitsgruppe

8. Ergebnisse der Qualitätssicherung

Die Dokumentation und Auswertung hat uns gezeigt, dass die Verteilung des Materials von Region zu Region, aber auch von Motiv zu Motiv unterschiedlich ist. Dadurch wurde eine Diskussion angeregt, die für unsere weitere Planung der nächsten Motive und Kampagnen und die zukünftige Verteilung des Materials hilfreich ist.

9. Erfahrungen und Tipps

Der Statistikbogen ist mittlerweile etabliert und wird bei jeder neuer Postkarte / neuem Plakat ausgefüllt. Da der Bogen gemeinsam vom Team entworfen worden ist, ist die Motivation sehr hoch, die Statistik zu führen. Wichtig ist es, gemeinsam die Ergebnisse zu diskutieren und auch die Kategorien des Bogens regelmäßig zu überprüfen.

Die Einführung dieser Evaluationsmaßnahme hat dazugeführt, dass alle Beteiligten bei neuen Projekten die Evaluation mit verankern.
Auf Landesebene wurden die guten Erfahrung der partizipativen Qualitätsentwicklung genutzt, um einen Qualitätsentwicklungsprozess in Gang zu setzen, der die MSM - Prävention in Niedersachsen in den nächsten Jahren verbessern soll.

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