PQE-Anwendung mit Transgender Sexarbeiter_innen
1. Name und Land der Organisation
Diese Fallstudie wird anonymisiert veröffentlicht.
2. Author_in der Fallstudie und Kontaktinformationen
keiner
3. Externe Unterstützung
keine
4. Projekt/Programm
Das Projekt, in dem das Tool angewendet wurde, ist ein Präventionsprogramm, das sich an Transgender-Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter (TSW) richtet. Das Projekt wird von unserem Netzwerk koordiniert und verwaltet, und seine Umsetzung erfolgt durch unsere Mitgliedsorganisationen in verschiedenen Städten. 2014 wurde es in mehreren Städten des Landes durchgeführt und erreichte 762 TSW. Flyer zu Prävention, Gesundheit und Sicherheit wurden aktualisiert und in andere Sprachen übersetzt. Das Projekt beinhaltete Schulungen für 13 Peer-Educators und 11 Gesundheits- und Safer-Sex-Workshops in den Räumen der Organisationen und an Arbeitsorten, an denen 71 TSW teilnahmen. Seit 2012 zielt das Programm darauf ab, eine TSW-Beratungsgruppe zu einer festen Einrichtung zu machen. Das Programm wird mit öffentlichen und privaten Mitteln finanziert. Einige örtlichen Aktivitäten und Mitarbeiter werden zum Teil von regionalen Gesundheitsbehörden mitfinanziert.
5. Ziele der Anwendung
Wahrnehmung der Erwartungen und Bedürfnisse von TSW und deren Einbeziehung in die Bedarfsermittlung und Gestaltung des Programms
Partizipation von TSW an den Aktivitäten und ihrer Umsetzung
Verbesserung der Partizipation der Mitgliedsorganisationen unseres Netzwerks bei der Umsetzung des Programms, der Auswahl von Prioritäten und deren Gestaltung
Reduzierung der Ungleichheiten bzgl. des Versorgungsgrads
6. Angewendetes Instrument bzw. Methode
Wir haben das Tool PQD verwendet.
1. SMART-Kriterien. Diese im PQD-Toolkit enthaltene Methode benutzten wir mit den technischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehrerer Organisationen, mit dem Ziel, die spezifischen Ziele des Programms neu zu definieren. Die Diskussion dauerte eineinhalb Stunden.
2. Kreise der Entscheidung. Es wurde ein zweieinhalbstündiges Treffen mit den für Gesundheits- und HIV-Projekte verantwortlichen Organisationsleitungen, Pressebeauftragten und Techniker_innen organisiert. Die am Projekt beteiligten Personen wurden benannt und anhand der bei dieser Methode verwendeten konzentrischen Kreise auf die Entscheidungsebenen verteilt. Anschließend wurden sie entsprechend der Positionen, die sie bei Entscheidungen über durchzuführende Aktionen einnehmen sollten, neu verteilt, um die Zusammenarbeitsplanung zu verbessern.
3. Fokusgruppe. Zwei Stunden Fokusgruppe mit 9 TSW. Diese wurden als Peer-Mediator_innen geschult. Thema war: „Was können Organisationen tun, um die Gesundheit von TSW zu fördern?“. HIV-Tests und Präventionsdienste wurden diskutiert, sowie die Beziehungen von Organisationen mit spezialisierten Gender-Abteilungen innerhalb der Gesundheitsdienste.
7. Ergebnisse der Anwendung
1. Die Erfahrungen der technischen Mitarbeiter_innen der drei Mitgliedsorganisationen, die mit TSW Kontakt aufnahmen, kamen den Projektzielen zugute. Nach gründlicher Abwägung wurden die Projektziele erweitert. Zusätzlich zur HIV-Prävention wurde die Förderung der sexuellen Gesundheit und des sexuellen Wohlbefindens einbezogen. Es wurden verschiedene Strategien zur Einbeziehung einer breiteren Perspektive bei den Aktivitäten diskutiert.
2. Obwohl die Partizipation bei der Übung zu den Kreisen der Entscheidung auf die technischen Mitarbeiter_innen unseres Netzwerks beschränkt war und so die Perspektive anderer relevanter Beteiligter fehlte, profitierte das Projekt:
a) von der Abbildung der verschiedenen Rollen, die jede und jeder im technischen Bereich – Pressebeauftragte, Designer, Verwaltungsmitarbeiter usw. – bei der Verbesserung der Qualität des Projekts einnehmen kann, nicht nur diejenigen, die direkt für HIV-Präventionsprojekte verantwortlich sind;
b) davon, dass die Notwendigkeit eines Aufbaus von Allianzen mit Interessengruppen skizziert wurde, mit denen zuvor wenig oder gar kein Kontakt bestand (Polizei, Medien, Migrantenorganisationen;
c) von der Einbeziehung der Bedürfnisse von TSW in andere von unserem Netzwerk entwickelte Strategien (d. h. Trans-Advocacy, polizeilicher Umgang mit gesellschaftlicher Diversität, Bekämpfung von Hassverbrechen usw.;
d) von der zunehmenden Beteiligung von Transgender-Mitgliedern im Vorstand unserer Organisation am Entscheidungsprozess.
3. Durch den Einsatz dieser Technik erhielten wir sehr wichtige Informationen:
a) geringe Akzeptanz der HIV-Test-Angebote vor Ort und Möglichkeiten, die Tests an die Bedürfnisse und zeitlichen Einschränkungen von TSW anzupassen und so zugänglicher zu machen;
b) Kritik der ziemlich strikten und polarisierten Verfahren der spezialisierten Transgender-Abteilung, die manchmal die Entscheidungen der Patienten nicht respektiert, und Forderung einer besseren Koordination mit anderen Gesundheitsorganisationen, die Gesundheitsdienstleistungen während des Umwandlungsprozesses von TSW anbieten, usw.
8. Empfehlungen
Die negativste Erfahrung bei der Implementierung des Tools war der ständige Zeitmangel, der von verschiedenen Beteiligten zum Ausdruck gebracht wurde, selbst wenn sie auch der Ansicht waren, dass eine Verbesserung des Partizipationsprozesses erforderlich sei. Weil so viel Zeit benötigt wurde, um PQD und Quality Action zu erklären, damit das Tool benutzt werden konnte, blieb weniger Zeit für die Entwicklung der Techniken. Das bedeutet, dass wir direktere Kontextualisierungsmöglichkeiten für die Implementierung des Tools benötigen. Skeptizismus und Widerstände gegen Veränderungen im Kontext von Arbeitsüberlastung und Budgetkürzungen beeinflussten die Verwendung des Tools ebenfalls.
Eine positive Erfahrung war, dass wir durch die Verwendung des Tools das Programm und die Bedürfnisse der Zielgruppe in einen breiteren Kontext stellen und mit anderen von der Organisation entwickelten Strategien zusammenzuführen konnten. Außerdem änderte sich der Fokus der Intervention, die HIV-Prävention wurde in ein breiteres Panorama von Gesundheits- und Menschenrechten eingebettet.